Erläuterungen zur Gliederung der vormetrischen Längeneinheiten

Klafter Im Deutschen der, die oder das Klafter. Ursprünglich die Länge eines Mannes mit seitlich ausgestreckten Armen von Fingerspitze zu Fingerspitze.

Es gibt keine Entsprechung im römischen Messwesen. Im Griechischen orgyia (orguia), 'mensura sex pedum'

Zu Beginn ein Maß von 6 Fuß oder 4 Kleinen Ellen zu anderthalb Fuß oder 96 digiti oder 72 unciae, wie etwa im Alten Ägypten. Im mesopotamischen Bereich entspricht dem Klafter der Begriff ‘Rohr’ (gi). Zunächst in 96 digiti geteilt, wurde es unter Gudea von Lagasch in 100 digiti geteilt. Ab dem dritten Jhd. v. Chr. kommen auch Ellen zu 7 Fuß auf. Von der Spätantike an, nämlich seit der Zeit, in der 2 Fuß einer Elle gleichgesetzt werden und der Unterschied von Kleiner und Großer Elle entfällt, gibt es auch Klafter zu 10 Fuß oder 5 Ellen, noch später Klafter zu 8, 11 und 12 Fuß.

Ab der Spätantike gilt teilweise 1 Klafter = 'terni cubiti' (drei Ellen), weil die Elle (cubitus) = 2 Fuß (pedes) ist. Die Länge des Klafters in mm hängt natürlich von der zugrundeliegenden Länge des Fußes ab.

Passus Schritt, eine typisch römische, im Deutschen nur in deren Nachfolge verwendete Längeneinheit. Sie ist 5 Fuß (pedes) zu 16 digiti oder zu 12 Unzen (Zoll) lang. Im römischen Messwesen benutzte man Messlatten zu 2 passus, die pertica, die also 10 Fuß oder 160 digiti hat. Ab der nachantiken Zeit kann sie auch 12 Fuß oder 6 Ellen lang sein.

Bezogen auf den römischen Fuß gilt:

1 passus

5

x

296,2

=

1481 mm

1 pertica

10

x

296,2

=

2962 mm

Elle Die Elle ist lateinisch cubitus oder ulna, griechisch pechys (phcuV), englisch cubit, französisch aune, f.

Ursprünglich hatte die Elle (Nippur-Elle Code A1 ) einmal 30 digiti und passte insofern nicht zum Fuß von 16 digiti. In der 1. Dynastie Ägypens z. B. wurde sie dann in 28 digiti unter Beibehaltung ihrer Länge geteilt. Dadurch entstanden 7 palmae zu vier digiti, die leichter zu den 4 palmae eines Fußes in Beziehung zu setzen waren. Diese Elle zu 28 digiti ist die Große Elle oder Königselle.

Indem wenige Jahrhunderte später 1 palma abgezogen, aber sonst nichts verändert wurde, entstand eine Elle zu 24 digiti oder 6 palmae, die noch besser zu den 4 palmae des Fußes passt. Es ist die

Kleine Elle oder Handelselle oder Gemeine Elle, die zur Römerzeit fast allein im Gebrauch war. Sie ist anderthalb Fuß lang. Vier dieser Ellen bilden das Klafter. Aus einem Fuß zu 18 digiti Länge (Fuß ) entsteht als das Anderthalbfache eine Elle zu 27 digiti. Ellen dieser Länge waren im Alten Ägypten und Mesopotamien im Gebrauch. Die Länge der Elle in mm hängt vom jeweiligen Maßsystem ab.

Fuß Der Fuß ist lateinisch pes, griechisch pous (pouV), englisch foot und französisch pied, m.

Fußlängen können in digiti (Fingerbreit) oder unciae (Daumen, Unzen, Zoll) geteilt sein. Es gibt Fußeinheiten zu 20, 18 und 16 digiti. Die älteste und am meisten verbreitete Fußeinheit hat 16 digiti (Fingerbreit). Im ägyptischen Kontext hat der Fuß des Messwesens eine andere Bezeichnung. Die Hieroglyphe zeigt einen Arm, der einen Kolben hält. Im griechischen Kontext wird die Fußeinheit fast ausschließlich in 16 digiti geteilt. Im römischen Kontext wird sie häufig, in der Spätantike und danach fast ausschließlich in 12 unciae geteilt. Das Mittelalter teilt in aller Regel nur noch in 12 Zoll; englisch inches.

Seit der XII ägyptischen Dynastie gibt es Doppelfußmaßstäbe, von denen einige 32, einige aber 36 digiti lang sind. Die Entstehung der letzteren hängt mit dem Zahlentripel 3, 4, 5 zusammen, weil 3² + 4 ² = 5² ist und ein Dreieck mit diesem Seitenverhältnis einen rechten Winkel einschließt.

Rechnet man von der Kleinen Elle (mit 24 digiti) ausgehend mit 4 x 6 digiti, dann lässt sich ergänzen:
(3 x 6)² + (4 x 6)² = (5 x 6)² oder 18² + 24² = 30².
In diesem Zusammenhang wird ein 18-digiti-Fuß am Bau gebraucht und zugleich ist die alte 30-digiti-Elle wieder hergestellt.

Der 18-digitus-Fuß heißt pygme (pugmh). Sowohl der kretisch-äginetische Fuß als auch der pes Drusianus, Code G1, sind solche 18-digiti-Fußeinheiten.

Für die ägyptische Feldvermessung nach den jährlichen Überschwemmungen durch den Nil war die mathematische Beziehung wichtig, dass im Quadrat mit einer Seitenlänge von 20 digiti = 5 palmae der Nippur-Elle (Code A1) die Diagonale eine Elle der Ägyptischen Königselle (Code B1) lang ist. Die 20-digiti-Distanz hieß ägyptisch remen, griechisch pygon (pugwn), lateinisch palmipes.

Es gibt Fußeinheiten, die in 12 oder auch 10 unciae (Unzen, Zoll) unterteilt sind. Im römischen Kontext ist die Unterteilung in 12 Teile neben der Unterteilung in 16 Teile die gebräuchliche. Einige Autoren vertreten die Auffassung, dass die Unterteilung in 16 Teile nur in der Architektur üblich ist, doch lässt sich das nicht eindeutig beweisen. Im römischen Zusammenhang geht die Unterteilung in 16 Teile auf griechischen, die Unterteilung in 12 Teile letztendlich auf phönizischen Einfluss zurück. Weiter im Osten (Indien, China, Japan) benutzte man das dekadische (dezimale) System. Deshalb unterteilte man den Fuß in 10 gleiche Teile. Analog dazu bildeten dort 10 Fuß die nächst höhere Einheit. Die übliche Bezeichnung der Zehntel als Zoll ist daher nicht ganz korrekt, weil der Zoll ein Zwölftel ist, doch hat sich diese Benennung eingebürgert. Dem hat Vorschub geleistet, dass nach dem Mittelalter in Europa, auch in Deutschland, Fußeinheiten gezehntelt wurden und man diese Zehntel ebenfalls Zoll nannte.

Spanne Es gibt verschieden definierte Spannen, was immer zu Verwechslungen geführt hat. Im griechischen Kontext gibt es eine Spanne von der Handwurzel bis zur Spitze des Mittelfingers. Sie ist 2/3 Fuß oder 8 Unzen lang, obwohl viele Autoren bezweifeln, dass es in Großgriechenland einen in 12 Teile geteilten Fuß gegeben hat. Diese Spanne ist jedoch auf dem metrologischen Relief von Salamis dargestellt und heißt orthodoron (orqodwron). Offensichtlich ist aber diese Maßeinheit nicht sehr viel gebraucht worden.

Es gibt noch eine weitere Spanne genannte Einheit, die vom Ende des Daumens zum Ende des kleinen Fingers geht. Sie heißt spithame (spiqamh). Das Lexikon setzt sie dem dodrans gleich, der halben Handelselle, weswegen sie 12 digiti oder 9 Unzen hat. Sie ist also auch 3/4 eines Fußes.

Handbreit Lateinisch palma oder palmus, italienisch palmo; englisch palm; französich palme, f.; griechisch palaiste (palaisth), aber auch doron (δωρον).

Die normale Handbreit zählt vier digiti (Fingerbreit), so beim 'normalen' Fuß von 16 digiti, bei der pygon zu 20 digiti, bei der Handelselle zu 24 digiti oder der Königselle zu 28 digiti.

Nur bei der pygme von 18 digiti ist sie notwendigerweise 4,5 digiti lang, und folglich auch bei der 27-digiti-Elle, die 6 solcher 'unregelmäßiger' Handbreit hat.

Daumen (Zoll) Im Deutschen auch Unze von lateinisch uncia;englisch inch; griechisch (selten) unkia (ougkia), französisch pouce, m.

Der in 16 digiti geteilte Fuß wurde im römischen Imperium auch in 12 Teile, also Zwölftel geteilt, woher sprachlich Zoll kommt.

Fingerbreit Lateinisch digitus; englisch digit; französisch doigt, m.; griechisch daktylos (daktuloV) ist das Sechzehntel des normalen Fußes.

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© R. C. A. Rottländer, r.c.a.rottlaender@netcologne.de

Stand Januar 2006