Fortsetzung:

Verbreitung vormetrischer Längeneinheiten in Raum und Zeit

 1
Der Pied de Roi (so steht es statt Pied du Roi auf alten Maßstäben) ist erstmals auf einem knöchernen Beingriffel zu finden, der in Hochelten, Niederrhein, ausgegraben wurde, und gehört so in fränkischen Kontext. Als Frankreich sich als Staat konsolidierte, wurde er zum Standard und war ab der Renaissance die Maßeinheit, auf die man sich bezog, wenn man andere Maßeinheiten ineinander umrechnen wollte (was übrigens immer mit einer Genauigkeit von vier zählenden Stellen geschah). Er galt bis zur Einführung des Meters, und die Messungen hierzu wurden mit dem Pied de Roi vorgenommen. In Deutschland ist er bei der Bemessung von St. Michaelis, Hildesheim, 11. Jhd. verwendet worden.

Ableitung des Pied de Roi

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I 2
Wann der samisch-ionische Fuß erstmals auftritt, ist nicht bekannt. An einem Altar des Kyros-Grabes in Pasargadae hat L. TRÜMPELMANN ihn nachgewiesen. Auch findet er sich auf dem in klassische Zeit datierten metrologischen Relief im Ashmolean Museum, Oxford. Dann findet er sich an einem römerzeitlichen Metallmaßstab, der im römisch-germanischen Museum Köln aufbewahrt wird. Weiter gehört er zu den Einheiten, die außen am Rathaus von Assisi angebracht sind, doch kennt man leider deren Alter nicht genau. Im Stadtmuseum Köln wird ein weiterer Maßstab dieser Länge verwahrt, der ins 18. Jhd. gehört. Diese Maßlänge findet sich an einem Nürnberger Maßstab, der 1805 von CHELIUS gefertigt worden ist. Sie wurde, neben anderen, bis zur Einführung des Meters in China benutzt.

Ableitung des samisch-ionischen Fußes

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I 3
Der Kleine Ptolemäische Fuß ist im alten Griechenland so intensiv benutzt worden, dass einige Autoren ihn für den griechischen Fuß schlechthin ansehen. Auf der anderen Seite hat der Archäologe W. B. DINSMOOR seine Existenz bestritten, dafür aber den nicht existenten dorisch-pheidonischen Fuß allenthalben nachweisen zu können geglaubt. Aber der römische Agrimensor HYGIN schreibt: '...praeterea pes eorum, qui Ptolemaeicus appellatur, habet monetalem pedem et semunciam...' - '...im übrigen hat ihr Fuß, der der Ptolemäische genannt wird, einen römischen Fuß und eine halbe Unze...' (Die Römer nannten ihren Fuß pes monetalis.) Da eine halbe Unze 12,34 mm, der Fuß 296,2 mm lang ist, muss der Kleine Ptolemäische Fuß 308,54 mm lang sein - und das ergibt auch seine rechnerische Ableitung aus der Nippur-Elle. Es gibt in Griechenland 'Hundertfüßer' genannte Tempel; in Athen hat seine Front 100 Kleine Ptolemäische Fuß. Inzwischen wurden 20 Skalen mit dieser Maßeinheit aufgespürt. Auf einer Schneiderelle ist er noch gegen Ende des 19. Jhs. zu finden.

Ableitung des Kleinen Ptolemäischen Fußes

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I 4
Der Milesische Fuß ist weiter verbreitet, als sein Name ahnen lässt. Es gibt ihn bereits in der Mittleren Bronzezeit an Stoßwaffen, die in den Niederlanden gefunden worden sind. In Ägypten ist er auf einem hölzernen Maßstab der XIX. Dynastie angetroffen worden. In römischer Zeit taucht er in Kilikien, Flaviopolis, auf Stein auf. Seine Elle verwahrt das Landesmuseum Stuttgart auf einem Messing(?)-maßstab aus etwa dem 16. Jh. Eine Schneiderelle aus Mahagoni-Holz, auf 1792 datiert, heute im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, ist in zwei halbe Ellen des Milesischen Fußes aufgeteilt.

Ableitung des Milesischen Fußes

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J1
Die 'Neue' Elle resp. der gemeingriechische Fuß ist in klassisch-griechischer Zeit anzutreffen, hält sich aber über die römische Zeit, ist dann auf neuzeitlichen Metallmaßstäben anzutreffen (z. B. 1756 in Wien), 1732 auf einem hölzernen Maßstab auf Malta, Museum Valetta, und schließlich auf einem hölzernen Klappmaßstab nach 1870 in Deutschland. Er war bis zur Einführung des Meters in Wien die offizielle Normlänge und insofern für ganz Österreich maßgebend.

Ableitung der ‘Neuen’ Elle

Ableitung des gemeingriechischen Fußes

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J2
Am Tempel von Abydos, Ägypten, findet sich ein Maßstab von 638,5 mm Länge. Es ist ein Doppelfuß-Maßstab; ein Fuß hat 18 digiti, ist also eine pygme. Es ist eine selten gebrauchte Maßeinheit, die sich vornehmlich auf den Skalen der Hebelarme der sogenannten Schnellwaagen findet, die man auf den Märkten verwendet hat. Allerdings ist sie bereits in der XVIII. Dynastie Ägyptens im Grab des Ramose (Theben West, Grab Nr. 55 der Edlen) bei der Rasterung der Zeichnung anzutreffen.

Ableitung des Maßes von Abydos

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J3
Der Byzantinische Fuß ist ein weiteres Beispiel dafür, dass der Name irreführt. Er ist bedeutend älter: An der Festhalle des Tempels von Karnak, unter Thuthmosis III (ca. 1490 - 1435), XVIII. Dynastie, erbaut, lässt er sich zuerst fassen. Weiter tritt er an der Phidias-Werkstatt auf, deren Fundamente in einer byzantinischen Kirche aufgingen. In römischem Kontext wurde er in Köln gefunden. Weiterhin trägt ein heute im Hessischen Landesmuseum Darmstadt aufbewahrter Klappmaßstab des 18./19. Jhs. diese Länge ebenso wie ein hölzerner Stab aus Kasachstan, der evtl. ins 19. Jhd., möglicherweise auch älter zu datieren ist.

Ableitung des Byzantinischen Fußes

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K
Der Indus-Fuß ist als ein lokales Maß einstweilen nur in Mohenjo Daro nachgewiesen, doch ist die Erforschung asiatischer Maßstäbe noch kaum fortgeschritten, China ausgenommen.

Ableitung des Indus-Fußes

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P
SKINNER (1967) erwähnt den Pythischen Fuß ohne nähere Quellenanabe. M. W. ist er dinglich in Deutschland nur einmal belegt, und zwar an einem römerzeitlichen Maßstab angetragen, der in Xanten gefunden wurde und sich im dortigen Regionalmuseum befindet.

Ableitung des Pythischen Fußes

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T
Der Tschi (was an sich allgemein den Fuß bezeichnet) war das offizielle chinesische Maß zur Zeit der Einführung des Meters. Durch den Seidenhandel gelangte er auch in andere Regionen.

Ableitung des Tschi

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© R. C. A. Rottländer, r.c.a.rottlaender@netcologne.de

Stand Januar 2006